Interview mit Michelle Chirico:
Warum Teilzeit-Selbstständigkeit der Schlüssel zur mentalen Balance sein kann!
Michelle Chirico ist Gesundheitsmanagerin und Trainerin für Resilienz, Achtsamkeit und Stressbewältigung.
1. Was hat Dich dazu inspiriert, selbstständig zu werden?
Der Wunsch ist 2019 entstanden, als ich nach dem Studium im Angestelltenverhältnis gemerkt habe, dass ich die Leidenschaft für meinen Beruf gar nicht so ausleben kann, wie ich es gerne würde und mich größtenteils an der Oberfläche bewege. Der Gedanke, mit meiner Arbeit "in die Tiefe" zu gehen und mein eigenes Ding zu machen, hat mich am meisten inspiriert. Ich muss aber dazu sagen, dass ich seit 3 Jahren neben der Selbständigkeit in Teilzeit im Angestelltenverhältnis arbeite - eine bewusste und richtige Entscheidung für mich.
2. Gab es einen bestimmten Moment, der Dich dazu gebracht hat, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen?
Ja, der Moment, in dem mein Mann mir den Mut zugesprochen hat, der mir fehlte. Insbesondere die Erinnerung daran, dass nichts in Stein gemeißelt ist und ich einen neuen Weg finde, wenn es nicht funktioniert.
3. Was waren die ersten Schritte, um Dein Geschäft ins Laufen zu bringen?
Ich habe einen Beratungstermin bei der IHK gebucht und mit Hilfe der Gründerplattform meinen Businessplan erstellt. Dort hatte ich einen Ansprechpartner, der mir sehr geholfen hat und durch den Businessplan konnte ich meinen Ideen einen Rahmen geben.
4. Gab es einen Fehler oder eine Lektion, die Du früh gelernt hast?
Nicht jede Idee muss verwirklicht werden (ich habe es versucht und bin selbst im Burnout gelandet). Die Herausforderung liegt darin, den Fokus auf das Wesentliche zu richten.
5. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?
Den gibt es nicht. Das ist zwar nicht sehr vorbildhaft aber aktuell ist es eben die Wahrheit. Auch in meinem Angestelltenverhältnis arbeite ich maximal flexibel und habe Vertrauensarbeitszeit. Zurzeit versuche ich meine neue Rolle als Mutter und meinen Beruf als selbständige Trainerin unter einen Hut zu bekommen und wenn der Plan für den nächsten Tag steht, wird er von der Realität häufig noch gecancelt. Es ist, wie es ist.
6. Welche Aspekte der Selbstständigkeit findest Du besonders schwierig?
Der Druck, der einerseits durch die eigenen Ansprüche und andererseits durch den Vergleich mit anderen entsteht. Oft hatte ich das Gefühl, mithalten zu müssen und das Gefühl, nicht abschalten zu dürfen. Über zwei Jahre fiel es mir sehr schwer, mich immer wieder auf meine Intention zu besinnen und nur durch immer wiederkehrende bewusste innere Arbeit gelingt mir das inzwischen sehr gut. Ein weiterer Aspekt ist die Vorstellung, alles alleine machen zu müssen - auch hier weiß ich inzwischen, Hilfe annehmen und sich mit Kolleginnen und Kollegen verbinden, ist der Grundstein für eine gesunde Selbständigkeit. Das war für mich ein entscheidender Punkt für die Teilzeitbeschäftigung - ein Team und Ansprechpartner im Rücken zu haben, ist für mich gerade sehr wichtig.
7. Wie hat sich Dein Leben verändert, seitdem Du selbstständig bist?
Ich bin viel kreativer und mein Wissensdrang ist sehr viel größer. Ich denke oft daran, dass es ein großes Privileg ist, seine Zeit selbst einteilen zu dürfen. An vielen Stellen ist mein Leben natürlich sehr viel unstrukturierter und es gibt Tage (Wochen, Monate...) in denen verfluche ich dieses Chaos. In der Selbständigkeit ist es manchmal schwierig, einen Rahmen zu schaffen, innerhalb dem man sich bewegt.
8. Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften sind Deiner Meinung nach besonders wichtig, um als Selbstständiger erfolgreich zu sein?
Erfolgreich selbständig bedeutet für mich mittlerweile vor allem "gesund selbständig" und nach den letzten 5 Jahren würde ich heute sagen, dass intrinsische Motivation, eine gewisse Resilienz - also die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen, etwas Kreativität, Selbstvertrauen, Zukunftsträume und die Verbindung zu anderen Menschen (Austausch, Unterstützung, Inspiration, Halt) grundlegend wichtige Faktoren für eine gesunde Selbständigkeit sind.
9. Was hast Du durch die Selbstständigkeit über Dich selbst gelernt?
Dass ich sehr viel mehr kann, als ich es als Schülerin suggeriert bekommen habe.
10. Was würdest Du jemandem raten, der überlegt, selbstständig zu werden?
Bring deine Intension zu Papier! Wer bist du? Was willst du mit deiner Selbständigkeit erreichen? Was bedeutet Erfolg für dich? Mach dir einen Fahrplan, schaffe dir einen Rahmen, hole dir gerade zu Beginn unbedingt Unterstützung (Gründerplattform, Gründerzuschuss, Coaching, erfahrene Personen, Vorbilder).
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